Die Schloßgӓrten



Der Anstieg zur Burg von Brolio führt über eine lange Allee durch einen bezaubernden historischen Park, Englischer Forst genannt, den der Baron Bettino Ricasoli mit Hilfe seines Bruders Vincenzo (beide passionierte Botaniker) im Laufe des 19.Jahrhunderts anlegte. Die meisten Angaben über diesen Park stammen vom Baron Bettino höchstpersönlich.

Die sogenannten romantischen Parkanlagen wurden Anfang des 19.Jahrhunderts entworfen, in einer Zeit als es in Mode kam in den eigenen Anwesen Parklandschaften und Gärten mit Pflanzen (hauptsächlich Nadelhölzern) aus aller Herren Länder anzulegen. Die damaligen Herrschaften standen in Kontakt mit anderen Botanik Liebhabern und tauschten pflanzliches Material aus um die eigene Sammlung zu bereichern. So kam es zu vielen Parklandschaften die wir heute noch bewundern können.

Die Gestaltung des Englischen Forsts auf Brolio begann 1840 an der Nordflanke des Schlosshügels der bis dahin aus taktischen Gründen jeglicher Bepflanzung entbehrte um freie Sicht auf sich annähernde feindliche Truppen zu gewähren. Gleich nachdem er die Zufahrtsallee zur Burg angelegt hatte ließ Bettino Ricasoli Zypressen an den Straßenrändern pflanzen (Cupressus sempervirens) von denen viele heute noch den Wegrand säumen. Der Park wurde als romantischer Wald gleichzeitig zur Zufahrtsstraße angelegt und sollte die schöne Allee einrahmen. Die Bezeichnung Englischer Forst kommt aus England wo sich Form und Stil dieser Landschaftsgärten im 18.Jahrhundert entwickelten. In dieser Zeit setzte sich der romantische Gedanke der Aufklärung entgegen, natürliche Spontanität gewann die Übermacht. Nicht mehr exakt geometrisch geplante Pflanzenrabatten sondern eine scheinbare Zufallsordnung von Bäumen.

 

Die Pflanzenvielfalt des Parks von Brolio geht auf eine Sammlung von Samen zurück die sich Bettino von anderen Liebhabern schicken ließ oder selbst während seiner Reisen zusammenstellte. Auf diese Art wurden Pflanzen unterschiedlichster Herkunft eingeführt: der Küstenmammutbaum, die Digger-Kiefer, die Libanon-Zeder und die Himalaya-Zeder um nur einige zu nennen.

Der Park befindet sich auf einem abschüssigen Gelände mit nördlicher Ausrichtung weswegen während der Bepflanzung kleine Terrassierungen angelegt wurden. Der Grundriss sieht drei Hauptwege vor die geradlinig den Steigungskurven folgen. Von diesen drei Hauptadern zweigen wie zufällig kleinere Pfade ab die sich kreuzen und nach wenigen Metern im nichts verlaufen. An den Wegrändern befinden sich Bänke, kleine Mäuerchen und Treppchen, alles aus lokalem Steinmaterial angefertigt. Die Fallrinne die den Park senkrecht durchquert ist ebenfalls komplett aus Stein sowohl der Boden als auch die Seitenwände, ein seltenes wenn nicht einzigartiges hydraulisches Kunstwerk.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Bäume in Mitleidenschaft gezogen und einige gingen ein. Ein Beispiel für diese Verwüstung ist der Stinkbaum (Stirculea) im inneren Garten des Schlosses der einen Großteil seiner Äste während des Kanonenbeschusses im Juli 1944 verlor.

Heute noch erscheint uns der Wald verzaubert und wenn man seine Wege entlang läuft wundert man sich über die Vielfalt von beeindruckenden Pflanzen, alle in einem Ort konzentriert. Auf einige Exemplare wollen wir besonders aufmerksam machen: ein Wäldchen aus Libanon-Zedern und Himalaya-Zedern (Cedrus Libani und Cedrus Deodara), zwei Reihen von Steineichen (Quercus Ilex), ein Exemplar Digger-Kiefer von unglaublicher Größe aber besonders beachtlich wegen der außergewöhnlichen Größe der Pinienzapfen.

Der Park wurde mit der Zeit ein wichtiger Bezugspunkt und ein Großteil der Wiederaufforstung der Gegend wurde mit Samen aus dem Park von Brolio realisiert.

Der Park von Brolio mit seinem Englischen Forst kann großen Teils kostenlos besucht werden. Nur für den Englischen Garten innerhalb der Befestigungsmauern benötigt man eine Eintrittskarte. Der Pfad für die „Stempelsuche“ für unsere Jüngsten führt direkt in das Herz des Parks und bietet eine ideale Gelegenheit den verwunschenen Wald auf sympathische Art und Weise zu entdecken, mit dem gebührlichen Respekt für die Natur und die Geschichte denen dieser Ort seinen Zauber verdankt.