Heute schlagen wir das Geschichtsbuch auf



Letzten Januar haben wir angefangen die Geschichte von Brolio zu erzählen, Februar und April folgten Teil zwei und Teil drei und heute sind wir bei der vierten Folge angelangt mit einer verlockenden Beschreibung des Schlosses die wir in der privaten Bibliothek gefunden haben.

Hinter der Kapelle erhebt sich der antike Bergfried. Mit seinen Zinnentürmen bildete er den widerstandsfähigsten Teil der Burg und war Wohnsitz der Lehnsherren. Dank einer Zugbrücke konnte er von den anderen Bauwerken isoliert werden und bildete die allerletzte Verteidigung der Burg. Auf einem schmalen Weg geht man entlang der Turmgruppe zum Wehrgang hinunter der die Mauern bekränzt. Sofort erkennt man die mächtige Struktur der Einfassungsmauern, deren unregelmässiger, fünfeckiger Grundriss und der gut durchdachte Aufbau die Mantelverteidigung auf den Bastionen von allen Seiten ermöglichten(laut einer historisch- militarischen Studie des Generals Raffaele Cadorna handelt es sich um das erste Beispiel einer bastionierten Befestigung in Europa). Die Höhe der Mauern beträgt im Durchschnitt 14 Meter und erreicht 16 Meter auf der Westseite: der Gesamtumfang beträgt circa 450 Meter. Unter dem Wehrgang und im restlichen Wall verbinden zahlreiche verstrickte unterirdische Gänge (nicht mehr begehbar) die vielen Schiessscharten. Sie ermöglichten einen schnellen Flankenwechsel und boten mehr Schutz. Die Mauern, im unteren Teil ausgestellt und in der oberen Hälfte vollkommen senkrecht, waren ehemals von Gräben umgeben und das Eingangstor war ursprünglich schmäler und niedriger. Neben dem heutigen Eingangstor sieht man den in die Aussenmauer eingelassenen Schlussstein des ehemaligen Zutritts, dort eingemauert zur Veranschaulichung der Höhe des ursprünglichen Portals. Der Hügel auf dem sich das Schloss erhebt fällt hier in die unterhalb gelegene Schlucht der Ripi ab, bedeckt von einem Mantel von Nadelhölzern und überragt von den nahen Bergen (Monte Castelli, Monte Martini, Cetramura) auf denen man heute noch die altertümlichen Ruinen der Festungen sieht die das Verteidigungssystem von Brolio vervollständigten.

Wendet man sich nach rechts erreicht man auf dem Wehrgang die Hauptfront des Schlosses (Südseite) von wo man einen weiten Ausblick geniesst der sich deutlich von dem vorherigen rauen Panorama absetzt: links, zwischen Osten und Süden, am Horizont die Berge von Cetona und Radicofani, im Süden das Massiv des Bergs Amiata, gen Südwest die Türme und Glockentürme von Siena, weiter rechts die Berge von Volterra, unmittelbar unter uns das Arbiatal.

Wir befinden uns jetzt gegenüber des Herrenhauses aus Ziegel und Stein im Stil der seneser Gothik vom Baron Bettino Ricasoli restauriert und neu erbaut nach Vorlagen des seneser Architekten Marchetti. Links am Gebäude erinnert ein Gedenkstein an den 22.April 1863 als Seine Majestät König Vittorio Emanuele II, erster König Italiens, den Baron besuchte.

In den bescheidenen Räumen des Mezzanins die er bevorzugte und die heute noch erhalten sind verstarb der Baron Bettino Ricasoli (1809 – 1880) dessen Name mit der Geschichte des italienischen Risorgimento eng verbunden ist in der er eine Hauptrolle spielte als Patriot, Politiker und privater Bürger.

Wieder zurück auf dem Wehrgang erreicht man ein Ecktürmchen, im hohen Westen des Schlosses und hier schweift der Blick über den hügeligen Horizont. Auf dem Weitergang wendet man sich wieder gen Norden und geht über das Eingangsportal von wo aus man die Zufahrt überblickt. Zuletzt biegt man nach rechts ab und kehrt zur Kapelle zurück.

In der nächsten und letzten Fortsetzung erzählen wir vom Eisernen Baron.

Auf Bald!