Das Gespenst vom Baron Bettino Ricasoli



Stellen Sie sich vor Sie verbringen eine Nacht einsam in einer märchenhaften mittelalterlichen Burg, denn Sie wollen der Existenz eines Gespensts auf die Spur kommen, das laut zahlreichen Überlieferungen durch das Schloss wandelt. Gruselig? Zweifelsohne! Und genau das erlebte im März 1964 Renato Polese, bekannter römischer Karikaturist, der schon seit geraumer Zeit von der Legende des Gespenstes von Bettino Ricasoli fasziniert war.

In den mehr als 80 Jahren die zwischen Poleses Spuknacht in der Burg von Brolio und dem 23.Oktober 1880, dem Tag an dem der “Barone di Ferro, der “Eiserne Baron” diese Erde verliess, liegen, entstanden unzählige Geschichten über seine Erscheinung im und um das Schloss herum. Abwechselnd reitet das Gespenst, stets mit einem schwarzen Gehrock bekleidet, im Sattel seines weissen Pferdes nachts durch die Umgebung von Brolio oder hinterlässt mehr oder weniger offensichtliche Hinweise auf seine Anwesenheit: Er zerschlägt Geschirr in der Küche, zerwühlt die Bettwäsche im Schlafzimmer, schreckt Bauern inmitten der Nacht auf. Und manch einer schwört, in grosser Not von seiner Erscheinung gerettet worden zu sein.

Polese wird den Beweis für das was er suchte finden: kurz vor Mitternacht wird er ”bloss” einen weissen Schatten sehen der mit einem schwarzen Gehrock bekleidet ist und dessen Erscheinen von beunruhigenden Vorboten angekündigt wurde – das Geräusch eines galoppierenden Pferdes, die Kerze neben dem Bett die von alleine ausgeht, der bellende Hund des Schlossverwalters. Auf den Seiten des damals weit verbreiteten Wochenblatts “La Domenica del Corriere” wird er seine Erlebnisse in einem langen Artikel erzählen und den Ruf des Gespenstes von Bettino in ganz Italien bis in die heutigen Tage berühmt machen. Und heute? Wenn Sie Francesco Ricasoli nach dem Gespenst seines Vorfahrens fragen wird er vielleicht vage sein wenn es um persönlich erlebte Erscheinungen geht, aber er wird seine Existenz nicht abstreiten.