Der Stammbaum der Familie Ricasoli



Man weiß, dass die Geschichte der Familie Ricasoli in die graue Vorzeit zurückgeht : zweifellos war bereits der Langobarde Geremia, der vermutliche Stammvater, im XI. Jahrhundert im Chianti. Aber Alles beginnt im Jahr 1141, wie es eine öffentliche Urkunde aus dem Familienarchiv belegt, die die Ricasoli als Herrschaften von Brolio bestätigt. Und unter den antiken Unterlagen auf dem Schloss befindet sich auch ein wertvoller Druck aus dem Jahr 1584 der den Stammbaum der Familie Ricasoli darstellt und der bei Geremia anfängt und wächst und sich über fünf Jahrhunderte hinweg mit dessen Nachkommen verzweigt. Ein Wirbel an Namen, Medaillons, Wappen und Schriftrollen, aber nicht nur: einer Landkarte gleich ist der Stammbaum in den Ländereien von Brolio angelegt, mit ihren Hügeln und ihren Burgen, ihren Gehöften und den bewirtschafteten Hängen und dann eine große Anzahl an Ortsnamen die heute noch den Chianti Classico und das obere Arno Tal markieren. Meistens handelt es sich um ehemalige Besitztümer der Familie. Der Baum thront inmitten einer Landschaft im Chianti, bewohnt von wilden Tieren – Raubvögeln, Wiedehopfen, Schlangen, einem Pfau, einem Wiesel. Im Grunde die Tierwelt die auch heute noch in den Wäldern des Chianti lebt.

Die im Jahr 1584 dargestellte Welt war komplex, für das Laienauge nicht leicht zu entziffern, aber manche Details sind heute besser ersichtlich, dank der fünf Etiketten einiger der kostbarsten Weine von Ricasoli: dem Merlot Casalferro, dem Chardonnay Torricella und den drei Cruweinen Colledilà, Roncicone und CeniPrimo.

Die Etikette von Casalferro zeigt einen blühenden Kirschbaumast umkreist von einem Raubvogel. Und auch für Torricella fiel die Wahl auf einen Blütenzweig, aber diesmal erholt sich darauf ein Vogel mit langem gebogenem Schnabel, vielleicht ein Brachvogel, weit verbreitet in Mittelitalien. Die Zusammensetzung könnte den Einklang von Schönheit und wilder Naturgewalt darstellen. Und dann die drei Crueweine: Colledilà erkennt man an der Reihe von Hügeln mit aufragenden Türmen und Burgen an deren Hängen sich das Rebfeld dieses Weines erahnen lässt. CeniPrimo beschreibt die Burg wie sie Ende des 16. Jahrhunderts war, mit mehreren Gebäuden, noch nicht durch die mächtige, von Bettino Ricasoli gewollte Ziegelsteinfassade miteinander verbunden. Roncicone berichtet uns schliesslich von einem zu damaligen Zeiten nicht seltenen Ereignis: ein Gefecht zwischen Rittern in ihren Rüstungen und mit Lanzen bewaffnet. Vielleicht ein Hinweis auf die Kriegskunst und ihre bedeutende Rolle in der Geschichte der Ricasoli.

Natürlich abgesehen von dieser letzten Erzählung sind das alles Momentaufnahmen aus einer Vergangenheit die man heute noch auf Brolio wiederfindet. Hier sollen eine bedeutende landwirtschaftliche Erzeugung und der Respekt vor der Schönheit und der Unberührtheit der Landschaft und der Natur gemeinsam existieren. Und so haben die Rebzeilen und die Olivenhaine ihren Platz gefunden, an der Seite dieser unvergleichbaren Natur die den Chianti Classico einzigartig macht.